Theater: Die Nonne

Suzanne Simonin, geboren aus einer Untreue ihrer Mutter, ist eine Bastardtochter, mit der man nichts anzufangen weiß. Indem sie sie ins Kloster schickt, sieht ihre Mutter ihre Gebete als Erlösung. Das junge Mädchen wird also für eine Schuld bestraft, für die sie in keiner Weise verantwortlich ist. Das Stück erzählt die Geschichte dieser Gefangenschaft, auch in sich selbst, und den Kampf dieser Frau um ihre Freiheit und Identität.

Anne Théron schafft, was sie als „Objekte” bezeichnet, in denen sich Theater, Körperpartitur, Video und Klanggestaltung vermischen. Ihre Inszenierung von La Religieuse illustriert diesen Ansatz auf majestätische Weise. Nüchtern und kraftvoll stellt sie die Schauspielerin Marie-Laure Crochant in den Mittelpunkt, deren Körper, Worte und Emotionen eins sind. Sie strahlt buchstäblich auf der Bühne und veredelt diese beeindruckende Anklage.

Suzanne fordert nur die Freiheit, ein Leben zu wählen, das ihr alle genommen haben. Ihre rhythmische Erzählung erzeugt eine Spannung, die den Zuschauer in Atem hält, während das Licht den Raum modelliert und den Erzählrhythmus bestimmt und so auch die innere Verwandlung der jungen Frau, die sich vor unseren Augen vollzieht, sublimiert. Ein Theater aus Fleisch und Geist, in dem das Wort zum Akt des Widerstands wird.

Weniger Anzeigen